Kangaroos erobern im Spitzenspiel gegen Köln die Tabellenführung

Kangaroos erobern im Spitzenspiel gegen Köln die Tabellenführung
Bildquelle: Kangaroos Social Media

Die BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen hat in der BARMER 2. Basketball Bundesliga am Samstagabend die Tabellenführung in der Süd-Gruppe übernommen. In einem gleichsam hochklassigen und hochdramatischen Spitzenspiel bezwang man die Rhein Stars Köln hauchdünn mit 94:92 (41:47) und übernahm von den Domstädtern den Platz an der Sonne im Klassement.
 
Alles war perfekt angerichtet in der Stadtberger Sporthalle. Zum zweiten Mal in Folge war die Halle mit 1220 Fans restlos ausverkauft, auch rund 30 Fans vom Rhein hatten den weiten Weg in den Süden auf sich genommen und trugen ihren Teil bei zu einer prächtigen Stimmung. Beide Teams konnten in Bestbesetzung antreten, bei den Kangaroos hatten die Mannschaftsärzte der Hessing Kliniken ganze Arbeit geleistet und die angeschlagenen Jannik Westermeir, Dragos Diculescu und Basti März in zahlreichen Sonderschichten spiel fit gebracht. Und die Ärzte waren schnell wieder gefordert. In der 7. Spielminute musste Schiedsrichter Julian Diel mit Kreislaufproblemen behandelt werden und das Spiel wurde längere Zeit unterbrochen. Dem Unparteiischen ging es später schon wieder deutlich besser, an die Fortsetzung der Spielleitung war aber nicht zu denken. Die Liga war jedoch gut organisiert, nach einigen Telefonaten mit dem Schiedsrichtkaderbetreuer gelang es, mit Hannes Pflug einen Ersatzmann nach Stadtbergen zu lotsen. Sicherlich kein einfacher Job in einer solchen Situation, aber alle drei Unparteiischen trugen mit einer sehr guten und vor allem unaufgeregten Leistung zum Gelingen dieses Spitzenspiels bei.
 
Zu diesem Zeitpunkt führten die Kölner mit 17:11. Sie waren zu Beginn der Partie etwas routinierter und abgezockter und hatten mit Aufbauspieler Rupert Hennen den überragenden Mann auf dem Platz. Die Kangaroos waren etwas nervös, boten in der Defense einige Optionen zu viel an und produzierten auch den ein oder anderen Ballverlust. Auch nach der ungeplanten Pause lief es besser für die Gäste, sie bauten den Vorsprung auf 32:23 aus. Langsam, aber sicher kehrte die BG aber ins Geschehen zurück. Vier Dreier in Folge, davon drei durch Kapitän Westermeir, sorgten für den 35:35 Ausgleich, die Halle tobte. Nach einer Auszeit durch Coach Stefan Baeck zeigten sich die Rhein Stars aber unbeeindruckt, Rupi Hennen bekam nun viel Unterstützung vom Amerikaner Malik Riddle und dem 17-jährigen Toptalent und Juniorennationalspieler Davi Remagen und die Rheinländer nahmen eine 6-Punkte Führung mit in die Halbzeit. Das Spiel hatte nun eine enorme Klasse erreicht, BG-Coach Richter lag offensichtlich richtig, als er das qualitativ wohl beste Match, das jemals in Stadtbergen gespielt worden war, schon vorab angekündigt hatte.
 
Im dritten Viertel spielten die Kangaroos unglaublich. Mit einem 10:0 Lauf ging man wieder in Führung. Nun war Asa Williams nicht mehr zu stoppen. Dreier, Dunkings, er streute alles ein, was Basketball attraktiv macht. Am Ende hatte „Mr. Three“ wieder 8 erfolgreiche Würfe von jenseits der 6,75 Meter Linie auf dem Konto. Das Spiel ging nun hin und her, die Trefferquote war enorm auf beiden Seiten, beim Spielstand von 70:63 für die Leitershofer in der 29. Minute dachten die Fans schon an eine kleine Vorentscheidung. Doch weit gefehlt. Köln wäre nicht Tabellenführer, wenn man sich davon hätte beindruckend lassen. Die Kulisse schien den Gästen egal, mit einem eigenen 13:2 Lauf drehten sie wieder das Blatt. Im letzten Viertel wechselte die Führung erneut ständig, Dramatik pur. 70 Sekunden vor dem Ende brachte Ferenc Gille mit einem Dreier, übrigens der 21. (!) an diesem Abend für seine Farben, die BG wieder mit 93:88 in Front. Riddle verkürzte 20 Sekunden vor dem Ende auf 92:93. Danach Stop Clock Freiwürfe erneut für Gille, der einen traf. Sechs Sekunden vor dem Ende dann der letzte Angriff für Köln. Wer erneut als Hennen mit einem Diagonaltraumpass auf Riddle, der aus der Ecke frei zum Dreier kommt. Dieser Wurf verfehlte die Reuse knapp und Jannik Westermeir sicherte den letzten Rebound des Abends. Die Halle stand anschließend Kopf und feierte den Sieg in einem überragenden Spiel, das eigentlich keinen Verlierer hätte verdient. Mit leeren Händen machten sich die Domstädter aber auch nicht auf den Heimweg, denn der direkte Vergleich, der am Ende bei Punktgleichheit über den Tabellenplatz entscheidet, ging an die Gäste, die das Hinspiel mit fünf Zählern gewonnen hatten. Die Platzierung in der Vorrunde ist dann wichtig für das Heimrecht in den Play-Offs. Am Erreichen dieser zweifelt aktuell in Leitershofen niemand, weder angesichts des Punktekontos in der Tabelle (26:6) und schon gar nicht angesichts der Leistung, zu der dieses Team offensichtlich fähig ist.
 
Am kommenden Sonntag gastieren die Kangaroos in Würzburg beim Team der Stunde, das zuletzt neun der letzten zehn Spiele gewonnen hatte. In zwei Wochen geht es dann samstags wieder zu Hause weiter gegen die Basketball Löwen Erfurt.
 
BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen: Williams (31/8 Dreier), Marei (4/1 Dreier), Duarte (3/1 Dreier), Gille (12/2 Dreier), Hinckson (6/2 Dreier), Westermeier (14/4 Dreier), März (7/1 Dreier), Borgol, Theiß (2), Diculescu (11/1 Dreier), Udovicic (4/1 Dreier)
 
Beste Werfer Köln: Riddle (24), Hennen (23), Bernard (11), Remagen (11)
 
Stimmen zum Spiel:
BG-Cheftrainer Emanuel Richter:
„Glückwunsch an meine Jungs zum Sieg, es war großartig. Am Ende haben wir in einem sehr offensiv geführten Spiel die entscheidenden Würfe getroffen, das war entscheidend. Die Wende im Spiel kam, als wir unsere Verteidigung intensiviert haben. In der zweiten Halbzeit haben wir auch taktisch noch einige Dinge geändert. Es war ein absolutes Spitzenspiel, zwei absolute Topteams. Ich glaube, dass die Zuschauer auf jeden Fall auf ihre Kosten gekommen sind. Und bedanke mich bei Ihnen für den sensationellen Support.“
 
BG Co-Trainer Martin Jankov: “Wir hatten einen herausragenden Effizienzwert von 123. Eine Wurf Quote von 48% Dreiern ist überragend, 21 Treffer ohnehin, dazu haben neun verschiedene Spieler Dreier getroffen. Auch die Rebounds haben wir für uns entschieden und gegen solch einen Gegner hat man auch mal ein paar Turnovers mehr, das ist schon ok. Die Spieler von der Bank haben immer wieder für wertvolle Entlastung gesorgt, so konnten wir auch Kölns Topcenter Björn Rohwer 10 Punkte unter seinem bisherigen Durchschnitt halten“.
 
BG-Forward Christian Hinckson: „Ich fühle mich großartig nach diesem Spiel, die Stimmung ist super im Team. Beide Mannschaften waren auf Augenhöhe, Respekt auch an Köln zu dieser Leistung. Nach so einer Unterbrechung im ersten Viertel ist es nicht einfach, fokussiert wieder in das Spiel zurückzukehren, körperlich als auch mental. Ich habe das noch nie erlebt. Wir haben das aber gut hinbekommen und den Sieg eingefahren“.
 
BG-Center Ferenc Gille: „Es hat heute Spaß gemacht. Der Coach hat uns zwei Wochen lang zu 120% auf das Spiel vorbereitet und es super gecoacht. Wir waren auf alles vorbereitet und hatten auf alles eine Lösung. Ich glaube, dass der Sieg heute in erster Linie sein Verdienst ist. Er macht schon einen krassen Job seit Saisonbeginn, auch was die Teamchemie angeht. In dieser Halle vor über 1200 Fans zu spielen ist herausragend“.
 
Kangaroos-Geschäftsführer Wayne Chico Pittman: „Kompliment an Köln, sie hätten den Sieg auch verdient. Vor allem Hennen und Riddle haben ein unglaubliches Spiel gemacht. Mein Blutdruck ist noch immer hoch, es war ein Drama und höchstes Niveau von beiden Teams. Gute Besserung auch an den Ref, zum Glück ging es nach einiger Zeit ihm schon wieder deutlich besser. Und dann hat auch noch die Parkplatzsituation funktioniert, wir haben ein Lob vom Ordnungsamt der Stadt für die neue Organisationsform bekommen. Danke an die Fans auch hierfür, aber in erster Linie für diesen unglaublichen Support heute Abend, das Spiel wird keiner so schnell vergessen.“