Kangaroos nach Basketball-Krimi im Play Off Finale

Kangaroos nach Basketball-Krimi im Play Off Finale

In einem wahren Basketball-Krimi hat die BG TOPSTAR Leitershofen/Stadtbergen am Samstagabend das Play Off Finale in der 1. Regionalliga Südost erreicht. Mit dem denkbar knappsten aller möglichen Ergebnisse wurde der FC Bayern München III mit 65:64 bezwungen. Es war das fast identische Ergebnis des Hinspiels vor einer Woche (65:65), aber eben am Ende mit dem minimal besseren Ende für die Kangaroos in einer Serie, in welcher sicher beide Teams die Finalteilnahme verdient hätten.

Das Spiel begann zunächst mit einigen Minuten Verspätung, zu viele Fans standen noch vor der Halle. Der Andrang war riesig, bereits um 19 Uhr wurde vom Ordnungsamt Stadtbergen die Zufahrt zur Halle wegen Überfüllung der Parkplätze gesperrt. Und demzufolge meldeten die Kangaroos dann mit 968 Zuschauern auch ein ausverkauftes Haus. Die Zuschaueranzahl entsprach exakt der erlaubten Zulassung der Halle, sofern nicht weitere Sondertribünen aufgestellt werden. Der Rest der Fans konnte dann über den Livestream im Internet die Partie verfolgen, wo ebenfalls Rekordzugriffe vermeldet wurden. Die prächtige Kulisse schien aber zunächst die Bayern zu beflügeln. Erwartungsgemäß waren die Münchner mit dem Groß ihres Zweitligakaders aufgelaufen, hatten zum Parallelspiel in der Pro B nur ein Rumpfteam mit sechs Mann geschickt. Der FCB zeigte, dass ihr Programm professionell aufgestellt ist. Sie hatten sich offensichtlich mit guter Videoanalyse gut auf die Plays der Leitershofer vorbereitet und führten rasch mit 13:6. Den jungen Kangaroos-Guards, etwas, aber eben auch kaum merklich älter als ihre Kollegen aus der Landeshauptstadt, merkte man ein wenig die Nervosität an. „Do-or-die“ Spiel, die Kulisse, die aggressive Verteidigung des Gegners, es fehlte – kaum verwunderlich in dieser Situation – zwar nicht am Wille, aber zunächst ein wenig an der Lockerheit, der Unbekümmertheit und vielleicht auch der Frechheit. Stjepan Topalovic nahm aber dann das Heft in die Hand, mit acht Punkten drehte er das Spiel bis Ende des ersten Viertels fast im Alleingang zur 18:17 Führung für die Stadtberger. Bestens unterstützt von „Energizer“ Max Uhlich, der die Intensität in einer ohnehin schon intensiven Partie nochmals erhöhte und sich in jeden Zweikampf stürzte ohne Rücksicht auf Verluste für sich selbst.

Auch das zweite Viertel verlief ausgeglichen. Kein Team setzte sich ab, wie schon im Hinspiel dominierten die Verteidigerreihen. Das Spiel wurde noch härter, die Schiedsrichter hatten tatsächlich nun Schwerstarbeit zu verrichten. Das Halbzeitergebnis von 38:38 deutete schon an, dass das bis zum Ende eine ganz knappe Kiste werden würde. Nach der Halbzeit hatten die Kangaroos schon mit einigen Foulproblemen zu kämpfen. Das Trainerteam musste nun clever wechseln, dass kein Spieler vorzeitig mit fünf Fouls ausscheiden würde. Spielerisch war es trotzdem die beste Phase der BG. Vor allem Alex Pikl vertrat seine foulbelasteten Guard-Kollegen mit einem wirklich guten Spiel, Dominik Veney avancierte wieder einmal zum Rebound König und trieb die Seinen auf dem Spielfeld fortlaufend an. Die Fans, angeführt von einer lautstarken Ultra-ähnlichen Formation der Fußballer des TSV Leitershofen, taten ihr übriges. Beim Spielstand von 58:50 für die Leitershofer schien das Pendel zu Gunsten der Heimmannschaft zu kippen Doch weit gefehlt, Bayern hielt erneut dagegen und verwandelte sechs Freiwürfe in Folge, nachdem die BG zwei Mal an der Dreierlinie mehr oder weniger unnötig gefoult hatte. Danach ging der FCB sogar wieder in Führung (63:62/34. Minute), hatte aber nun in der kräftezehrenden Partie auch mit Foulproblemen zu kämpfen. Die Kangaroos rieben sich nun in einer unglaublichen Art und Weise beim Verteidigen auf, die Bayern standen dem nichts nach, aber jetzt eben mit mehr Fouls als zuvor. Bezeichnend, dass der letzte Korb aus dem Spiel in der 34. Minute erzielt wurde. Danach gab es nur noch Freiwurfpunkte, sicherlich auch ein Novum im Basketball. Es lag wohl mehr am Kräfteverschleiß der Leitershofer als an der Konzentration, dass man die Chancen an der Linie nun reihenweise liegen ließ. Nur 4 von 12 Versuchen landeten in dieser Phase in der Reuse, Bayern hingegen schaffte fast sechs Minuten gar keinen Korb mehr.

Als die Kangaroos sich 3,5 Sekunden vor dem Ende beim Spielstand von 65:63 den Ball eroberten, schien die Partie entschieden. Doch weit gefehlt, Coach Emanuel Richter rannte jubelnd auf das Feld in der Annahme, dass das Spiel beendet war. Das zog ein technisches Foul nach sich und die Disqualifikation von Richter, da er schon zuvor ein T erhalten hatte. Er musste die Halle verlassen. Co-Trainer Michi Dorsch übernahm. Bayern verkürzte durch den Bonusfreiwurf auf 64:65. Der Ball blieb aber bei den Kangaroos, da sie eben zuvor im Ballbesitz waren. Teathloach Pal wurde 2,2 Sekunden vor dem Ende gefoult. Verwarf dann den ersten Freiwurf und wollte den zweiten aus taktischen Gründen auch verwerfen, weil im Normalfall die Bayern in 2 Sekunden aus einem Rebound keinen Feldkorb mehr hätten erzielen können. Doch Pal knallte den Ball so scharf an das Brett, dass er den Ring nicht mehr berührte. Die Bayern kamen dadurch nochmals zu einer bessere Einwurf Chance und konnten noch einen letzten Wurf setzen. Dieser landete aber bezeichnend für diesen Abend nicht im Korb sondern in den Armen von BG-Kapitän Dominik Veney.

Der Jubel in der Halle kannte danach keine Grenzen. Die jungen Münchner zeigten sich auf dem Spielfeld als faire Verlierer und gratulierten auch offiziell durch die Vereinsführung den Kangaroos. Sie hatten aber auch keine große Zeit zum Trauern, da der Großteil der Mannschaft bereits am Sonntag im NBBL-Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft wieder an den Start musste. Für die Kangaroos geht es nun in die letzte Runde um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Am 23.4. auswärts und am 30.4. zu Hause trifft die BG dann auf den Sieger aus der Partie TSV Tröster Breitengüssbach gegen Kickz IBAM Schwabing, die erst am Ostersamstag entschieden wird.

BG TOPSTAR Leitershofen Stadtbergen:

Strecker, Pikl (2), Pal (14/1 Dreier), Topalovic (18/3 Dreier), Moosrainer (2), Uhlich (6), Westermeir (4), Londene, Hack-Vazquez (8/2 Dreier), Tomic (3/1 Dreier), Veney (8/1 Dreier), Hofmann.

Bayern München:

Licina (13/2 Dreier), Pesic, Wulf (8), Hartmann (13/3 Dreier), Groh, Dongmo Teboka (9) Zerner (15), Varner (2), Vucetic (4), Idriz.

Stimmen zum Spiel:

Trainer Emanuel Richter: „Ein unglaubliches Spiel mit unglaublichen Fans. Glückwunsch an mein Team, aber auch an die Bayern für den großen Kampf auf beiden Seiten. Alle haben gefightet wie die Löwen. Ich glaube schon, dass wir uns das Finale verdient haben. Nach diesen zwei Partien müssen wir die Akkus wieder aufladen und wir werden uns bestens auf das Finale vorbereiten“.

Co-Trainer Michael Dorsch: „Das Spiel lebte erneut von den Verteidigungsreihen, der Intensität und der unglaublichen Spannung. Eine High Score Serie wird das dann nicht, ich glaube trotzdem, dass alle Zuschauer heute auf ihre Kosten gekommen sind“.

BG-Sportpsychologe Wayne Pittman: „Wenn Emanuel zu früh aufs Feld rennt oder T-loach den Ball statt an den Ring mit voller Wucht gegen das Brett drischt hat das nichts mit Nachlässigkeit oder sonst etwas zu tun, sondern zeigt den enormen Druck und die Emotionen, die ein solches Spiel für alle Beteiligten mit sich bringt. Als Psycholohe könnte man von so einem Abend ein ganzes Buch schreiben. Aber überragend, wie cool und fokussiert unsere Jungs trotzdem bis zur letzten Sekunde geblieben sind“.

BG-Kapitän Dominik Veney: „Ich bin leer, es war so ein unglaublicher Abend vor diesen unglaublichen Fans. Tausend Dank für die Unterstützung, ihr wart überragend, ihr wart es am Ende, die uns in das Finale gehoben hat. Ich kann mir gar nicht ausmalen, was es hier am 30. April um 19.30 Uhr für einen Tanz in den Mai geben wird.“

Kangaroos Geschäftsführer Andreas Moser: „Kompliment an unser Team, aber auch die Bayern, die uns in einer knallharten, aber jeder Zeit fairen Serie alles abverlangt haben und sehr fair mit diesem für sie wirklich unglücklichen Ausscheiden umgegangen sind. Nicht nur unsere Mannschaft hat sich heute belohnt, sondern auch der ganze Verein für einen solchen Event nach zwei wirklich harten und kräftezehrenden Corona Jahren. Ich habe heute Leute aus 30 Jahren Augsburger Basketballgeschichte in der Halle wieder getroffen. Danke an die Fans, danke an unser Organisationsteam, unsere Cateringdamen, die Stadtverwaltung um Bürgermeister Metz für die Unterstützung, es war einfach alles sensationell.“