Die BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen hat am Samstagabend im Kampf um die Play-Off Plätze in der BARMER 2. Basketball Bundesliga einen herben Rückschlag erlitten. Im richtungsweisenden Duell gegen den BBC Coburg unterlag man mit 89:103. Nur bei einem Sieg nächste Woche in Oberhaching und gleichzeitig zweier Niederlagen der Konkurrenten Fellbach und Ludwigsburg ist die Saisonverlängerung nun noch möglich.
Es war alles angerichtet für den perfekten Basketballabend. 937 Zuschauer hatten sich in der Stadtberger Sporthalle eingefunden und sorgten bei bester Stimmung bereits für ein vorgezogenes Play-Off Feeling. Beflügeln tat dies aber offensichtlich nur die Gegner aus Oberfranken. Die legten los wie die Feuerwehr, aggressiv, konzentriert und temporeich, dazu mit guter Wurfquote. Und die Leitershofer? Diese wirkten ängstlich, zurückhaltend und pomadig. Man erlaubte dem Gegner einfachste Würfe, schoss selbst nur Fahrkarten und vor allem auf den Positionen unter dem Korb herrschte pures Chaos. Dazu übernahm kein einziger Spieler Verantwortung auf dem Feld. Demzufolge verschlief man wieder einmal das erste Viertel. Es war bereits das siebte Spiel in Folge, dass man die ersten zehn Minuten, noch dazu meist deutlich, dem Gegner überlassen musste. Nach fünf Minuten stand es 5:18, nach zehn Minuten 18:34 und in der 23. Minute sogar 20:44. Die Coburger Spieler schienen selbst überrascht, auf wie wenig Gegenwehr sie stießen. Mit der Hereinnahme von Ole Theiss gewannen die Kangaroos dann langsam, aber sicher an Präsenz. Der 21-jährige absolvierte sein bisher sicherlich bestes Spiel für die BG. Die Gäste konnten ihren Vorsprung nun nicht mehr weiter ausbauen, nahmen aber trotzdem eine 63:44 Führung mit in die Halbzeitpause. Besonders Gabriel Kuku überzeugte bis dato im blauen Trikot mit insgesamt 23 Punkten in der ersten Spielhälfte. Im dritten Viertel agierten die Stadtberger dann so, wie man es eigentlich vor eigenem Publikum gewohnt bisher war. Die Verteidigungsarbeit wurde intensiviert und man punktete nun auch, in dem man das Brett direkt attackierte und nicht nur Dreipunktewürfe abfeuerte. Beim Spielstand von 61:71 in der 25. Minute keimte erstmals wieder Hoffnung beim Leitershofer Publikum auf. Coburg zeigte sich aber als Klasseteam und zog gleich wieder ein paar Körbe weg. Die Kangaroos gaben aber nicht auf, es entwickelte sich nun eine muntere und offensiv geprägte Partie mit viel Kampf und Einsatz auf beiden Seiten. Fünf Minuten vor dem Ende kam die BG erneut auf 80:87 heran und wurde weiter vom Publikum lautstark nach vorne gepeitscht. Über ein 83:88 ging es bis eine Minute vor dem Ende sogar auf den Spielstand von 89:94 über, wieder einmal schien im Basketball fast alles möglich zu sein. Aber eben nur fast, den Coburg blieb bei den unvermeidlichen Stopp-Clock Freiwürfe cool und verwandelte neun von zehn Würfen, während der BG trotz aller Bemühungen kein Korb mehr gelang und man letztendlich dem Gegner zu einem verdienten Sieg gratulieren musste.
Für wenig Erheiterung sorgten anschließend auch die Ergebnisse der Konkurrenten. Fellbach hatte Erfurt bezwungen und Speyer Tabellenführer Rhöndorf, am Nachmittag bereits Ludwigsburg Frankfurt. Es war ergebnisseitig der Supergau eingetreten am 25. Spieltag und die BG fiel dadurch von Platz acht auf Platz elf in der Tabelle zurück. Die Play-Off Teilnahme ist dadurch eher rechnerischer Art. Mit einem Auswärtssieg in Oberhaching würde die BG den Verlierer der Partie Bayern München gegen Speyer sicher überholen, es müsste aber auch Ludwigsburg in Coburg verlieren und Fellbach beim bereits als Absteiger feststehenden TSV Breitengüssbach. Demzufolge droht den Kangaroos dasselbe Schicksaal wie in der abgelaufenen Saison, als man erst am letzten Spieltag die Play-Offs verpasst hatte. Alle Partien des letzten Spieltags finden dann zeitgleich am Samstag um 19:30 Uhr statt.
BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen: Kuprat, Würmseher (2), Lagerman (24), Carter (11), Duarte (10), Tumbasevic, Benke (2), Westermeir (5), März (3), Theiss (14), Vanaclocha (9), Hanzalek (9).
Beste Werfer Coburg: Kuku (27), Mortensen (18), Petkovic (18), Kazakevicius (15), Lorber (11).
Stimmen zum Spiel:
BG-Headcoach Emanuel Richter: „Wir haben es bereits in den ersten fünf Minuten nicht geschafft, den Coburgen das Vertrauen zu nehmen. Wir haben am Anfang nichts von dem umgesetzt, was wir besprochen haben und haben uns das Leben selbst schwer gemacht. Das erste Viertel in einem Spiel darf man nicht 18:34 verlieren. In der zweiten Halbzeit haben wir unser wahres Gesicht gezeigt, aber dann war es natürlich schwer. Wir werden uns trotzdem bestmöglich auf Oberhaching vorbereiten und versuchen, dort zu bestehen. Den Rest haben wir nicht mehr in der Hand.“
BG-Kapitän Chris Würmseher: „Im ersten Viertel hatten wir erhebliche Probleme in der Zuordnung und haben Coburg leichte Körbe gewährt. Es hat an Defense und Kommunikation gefehlt und der Gegner spielte sich in einen Rausch. Das ist auch ein sehr offensivstarker Gegner. Wir müssen nun auf das Wunder hoffen“.
BG-Mentalcoach Wayne Chico Pittman: „In so einem Spiel muss man von der ersten Sekunde an Druck machen. Wir waren erstarrt und ängstlich. In den Auszeiten und der Halbzeit haben wir versucht, die Köpfe wieder freizubekommen. Nach dem Wechsel war das Selbstvertrauen zurück. Dann waren wir fünf Punkte dran, aber solche Aufholjagden kosten enorm Kraft und dann war der Rückstand zuvor der ein oder andere Punkt zu hoch. Die Fokussierung nächsten Samstag bei starken Oberhachingern gilt alleine uns, wir müssen die Leistung der zweiten Halbzeit einfach einmal auf 40 Minuten transferieren und dann werden wir alles weitere sehen“.