Etwas über drei Spielminuten zeigte die Anzeigetafel in der altehrwürdigen ASV-Sporthalle Köln beim Spitzenspiel der BARMER 2. Basketball Bundesliga zwischen den heimischen Rhein Stars und der BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen noch an.
Die Rheinländer führten zu diesem Zeitpunkt mit 78:76. Die Fans, die sich erst jetzt in den Livestream der Partie eingeschaltet hatten, dürften etwas überrascht gewesen sein. Denn eine typische „Crunch-Time-Aufstellung“ war bei den Kangaroos nicht zu sehen. Das hatte vielfältige Gründe: Asa Williams und Basti März fehlten aufgrund grippaler Infekte, Ole Theiss und Noel Duarte noch immer verletzt. Dazu hatten hintereinander Elias Marei (34. Minute), Ferenc Gille (36.) und Christian Hinckson (37.) bereits mit fünf Fouls das Spielfeld verlassen müssen. Hinckson war aus der puren Personalnot für das Match nominiert worden. Seit seiner Verletzung im August befand sich der 25-jährige Forward erst eine Woche im Mannschaftstraining, sein Comeback war eigentlich frühestens für die Partie gegen Coburg erwartet worden. Nach verständlichen Anlaufschwierigkeiten deute er aber in der zweiten Halbzeit sein großes Potential an. Darüber hinaus war auch Coach Emanuel Richter nicht mehr an Bord, nach seinem zweiten T-Foul musste er in der 33. Minute die Halle ganz verlassen.
Demzufolge war es die Aufgabe von Jannik Westermeir, Tin Udovicic, Dragos Diculescu sowie Benny und Dominik Heinrich, als letzte verbliebene Spieler das Blatt in einer hochintensiven Partie noch zu wenden. Dominik Heinrich kam dabei als letztem großgewachsenen Spieler die Aufgabe zu, den bis dahin überragenden Björn Rohwer in Schach zu halten. Der BG-Youngstar kämpfte verbissen. Aber final standen zwischen den beiden Kontrahenten gemäß den auf der Ligahomepage ausgewiesenen Werten nicht nur 10 Jahre Erfahrung, 13cm Differenz bei der Körpergröße und 28 Kilogramm Gewichtsunterschied dazwischen. Gerade direkt unter dem Brett per se eine Hausnummer als solches. Am Ende hatten es die Rhein Stars, die im Vergleich zu den Stadtbergern in Bestbesetzung hatten antreten können, sicherlich 2,13 Meter Riesen Rohwer zu verdanken, dass sie den knappen 85:80 Sieg nach Hause bringen konnten. Der 29-jährige, der bei ratiopharm Ulm und Rasta Vechta auch schon BBL-Erfahrung sammeln konnte, markierte 31 Punkte, 12 Rebounds, traf 10 von 10 Freiwürfen, 10 von 12 Würfen aus dem Feld und hatte neben seinem vierten Double-Double im vierten Saisonspiel auch einen sagenhaften Effizienzwert von 46 am Ende auf dem Statistikbogen. Er dürfte aktuell mit großem Abstand der beste und von niemand zu stoppende Spieler der Liga sein.
Zuvor war das sehr nickelige und von beiden Seiten sehr hart geführte Spiel davon geprägt, dass sich die Kölner immer wieder Vorsprünge erarbeiten konnten, die Kangaroos mit unglaublichem Kampf aber nie aufgaben und immer wieder herankamen. Eine 22:15 Führung nach dem ersten Viertel bauten die Rheinländer auf 38:25 aus, bis zur Halbzeit verkürzte die BG wieder auf 37:42. Ähnlich nach der Halbzeit: Die höchste Führung der Westdeutschen resultierte beim 55:39 in der 23. Minute, über ein 64:55 nach 30 Minuten kamen die Gäste wieder auf 66:70 heran (32. Minute), ehe es dann in die bereits beschriebene letzten drei Minuten ging. In der vorletzten Minute hatten die Leitershofer dann beim Spielstand von 79:82 durch zwei Dreier von Tin Udovicic und Dominik Heinrich die Chance auf den Ausgleich, beide Würfe verfehlten die Reuse am Ende aber knapp. Trotz großem Kampf und guter Leistung mussten die Kangaroos am Ende mit leeren Händen die Heimreise nach Augsburg antreten, konnten auf die gezeigte Leistung aber durchaus stolz sein und auch darauf für die Zukunft aufbauen. BG-Headcoach Emanuel Richter, der in seiner sechsten Saison bei den Leitershofern zum ersten Mal bei einem Spiel disqualifiziert worden war, zog dann weit nach Spielschluss nach der ersten Saisonniederlage ein sehr knappes Fazit: „Glückwunsch an meine Jungs, die bis zum Ende gekämpft haben. Was ansonsten im heutigen Spiel passiert ist, möchte ich nicht kommentieren“, so Richter. Kangaroos Geschäftsführer Wayne Chico Pittman äußerte sich etwas ausführlicher: „Natürlich geht der Glückwunsch an Köln zum Sieg und zur Tabellenführung, sie haben ein großartiges Team. Man darf aber glaube ich auch festhalten, dass wir am Ende sechs technische Fouls und vier Disqualifikationen, der Gegner jeweils eine davon hatte. Das ist aber nur eine Beschreibung und keine Bewertung. Ich denke schon, dass alle Beteiligten dieses Spiel noch einmal intensiv reflektieren und analysieren werden. Wir schauen aber immer auf das Positive. Wir haben hier mit dem wirklich letzten Aufgebot alles reingeschmissen und für unsere jungen Akteure war es eine wertvolle Erfahrung, in einem solchen Match am Ende auf dem Feld gestanden zu sein. Dazu gibt es dann auch noch ein Rückspiel unter hoffentlich insgesamt dann besseren Bedingungen für uns. Wir wischen jetzt den Mund ab und am Montag beginnt dann die Vorbereitung für das Spiel gegen Coburg. Da wollen wir dann wieder auf die Siegesstraße zurückkehren“, so Pittman. Das Spiel gegen die Oberfranken findet am Samstag um 19.30 Uhr in der Stadtberger Sporthalle statt, Tickets können ab sofort auf der Kangaroos-Homepage erworben werden.
BG Hessing Leitershofen: Kuprat, Marei (13), Gille (6), B. Heinrich (2), Hinckson (9), D. Heinrich Westermeir (17/8 Assists), Diculescu (23/7 Rebounds/4 Dreier), Udovicic (10).
Beste Werfer Köln: Rohwer (31), Hennen (18), Riddle (12), von Seckendorff (8).