Im bisher wahrscheinlich spektakulärsten Heimspiel in der BARMER 2. Basketball Bundesliga bezwang die BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen am Samstagabend den BBC Coburg mit 92:88 (45:44). Die 884 begeisterten Zuschauer in der Stadtberger Sporthalle waren nach dem Spiel vollkommen aus dem Häuschen und dürfen nun weiterhin auf die Play-Off Teilnahme hoffen.
Die lange Ausfallliste der Kangaroos hatte sich etwas reduziert, am Samstag fehlten nur noch die verletzten Max Uhlich, Nico Lagermann und Basti März. Die Oberfranken waren nur mit acht Spielern angereist, allerdings waren dies die besten acht Scorer des Teams im bisherigen Saisonverlauf und auch alle Doppellizenzspieler von BBL-Club Brose Bamberg waren am Start. Von der ersten Sekunde an entwickelte sich ein hochklassiges Basketballspiel. Beide Teams drückten sofort mächtig auf das Tempo, es gab keinerlei Abtasten. Zunächst mit dem etwas besseren Start für die Gäste, vor allem die beiden BBL-Spieler Leon Bulic und Tyreese Blunt sorgten für einigen Wirbel unter den Leitershofer Körben. Die Coburger entschieden das erste Viertel mit 28:22 zu ihren Gunsten. In den zweiten zehn Minuten rollte dann der BG-Express. Vor allem Stjepan Topalovic traf nun nach Belieben aus der Distanz, er erzielte binnen fünf Minuten 11 Punkte und brachte die Stadtberger mit 37:32 in Front. Dieser Vorsprung hielt einige Minuten, ehe wieder Coburg das Momentum auf seiner Seite hatte und bis zur Halbzeit auf einen Punkt Rückstand reduzieren konnte.
Nach dem Seitenwechsel ging es erneut hin und her, die Führung wechselte ständig, das Tempo der Partie blieb überdurchschnittlich hoch. Die Zuschauer zeigten sich begeistert von den Aktionen auf dem Feld, aber auch in den Auszeiten, wenn sich die Cheerleader der Kangaroos mit dem mitgereisten Maskottchen der Coburger vergnügten und ebenfalls großen Sport boten. Beim BBC setzte nun vornehmlich der spanische Aufbauspieler Jose Joaquin Carrasco Martin die Akzente. Bei den Kangaroos war es erneut Topalovic, der mit weiteren 11 Punkten in nun sieben Minuten konterte. Am Ende hatte der 24-jährige Forward sensationelle sechs Dreier bei nur 10 Versuchen auf dem Statistikbogen zu verzeichnen. 68:64 führte die BG vor dem letzten Viertel. Startete aber dann denkbar schlecht in den Schlussabschnitt, kassierte in zwei Minuten sechs zumeist unnötige Fouls, im Angriff fehlte fortan das Wurfglück. Coburg konterte eiskalt, zog bis zur 36. Spielminute auf 80:74 davon, die Partie stand auf Messers Schneide für die Leitershofer. Trainer Emanuel Richter nahm darauf hin eine Auszeit und stellte auf Zonenverteidigung um. Eine wirksame Maßnahme, die Coburger taten sich bei ihren Angriffen nun deutlich schwerer als zuvor. Bei der BG war nun Lucas Mayer nicht mehr zu stoppen. Mit sechs Punkten in Folge glich er das Spiel wieder aus, der kämpferisch enorm starke Meo Martin brachte mit zwei Freiwürfen seine Farben wieder in Führung, die sich Coburg aber per Dreier sofort zurückholte. Die BG war aber nun aber im Flow. Zuerst blockte Teathloach Pal einen Gästewurf spektakulär. Man musste Angst haben, dass der US-Amerikaner sich dabei den Kopf an der Hallendecke hätte anstoßen können. Kurz darauf schloss Mayer per Dunking ein Fast-Break zum 90:84 ab, die Partie war nun entschieden. Der Faktor der letzten Minute war einmal mehr das Leitershofer Publikum. Die Fans scheinen ungeahnte Steigerungsmöglichkeiten zu besitzen, nie genug zu bekommen, toppten alles bisher Dagewesene an diesem Abend noch einmal, der Lärmpegel in der Halle war unbeschreiblich und so konnte man am Ende gemeinsam bis lange nach Abpfiff einen wirklich tollen Heimsieg feiern.
Die Kangaroos wahren damit ihre Chancen auf die Play-Off Runde, egal in welcher Konstellation angesichts der insolventen Hanau White Wings, die aktuell weiterhin im Spielbetrieb sind. Am kommenden Samstag geht es nun nach Ludwigsburg, ehe dann am Ostersamstag, sollte es denn so kommen das letzte Heimspiel der Hauptrunde gegen Hanau auf dem Programm steht.
BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen:
Marco Hack Vazquez, Mario Hack Vazquez (5), Pal (15), Topalovic (24), Mayer (26), Londene (9), Kaufeld (4), Tumbasevic, Limmer, Westermeir (9), Martin (4), Tomic.
Beste Werfer Coburg:
Carrasco (21), Bulic (19), Blunt (13).
Stimmen zum Spiel:
BG-Headcoach Emanuel Richter: „Ein Wahnsinnspiel meines Teams. Jeder Akteur hatte einen entscheidenden Anteil am Sieg. Ich möchte da zum Beispiel Mario Hack Vazquez erwähnen, der Carrasco sensationell verteidigt hat. Coburg ist ein absolutes Topteam, vor allem Bulic haben wir nur schwer in den Griff bekommen. Wir freuen uns, auch in dieser Phase der Saison weiter von den Play-Offs sprechen und träumen zu dürfen.“
BG-Co-Trainer Martin Jankov: „Wir haben sehr viel Videoanalyse diese Woche gemacht und hatten die Zonenverteidigung schon im Programm, haben da eine kleine Schwäche bei Coburg entdeckt. Man muss dann den richtigen Zeitpunkt für eine solche taktische Maßnahme finden, darf das auch nicht zu früh machen. Das ist uns glaube ich gelungen.“
BG-Generalmanager Wayne Chico Pittmann: „Ja, es stimmt, ich habe mit Lucas kurz in der letzten Auszeit gesprochen. Er schien mir etwas unglücklich. Ich habe gesagt, denke an das beste Spiel, das du in deinem Leben machen möchtest und geh raus. Dann hat er gegrinst und das Spiel entschieden.“
BG-Guard Lucas Mayer: „Es war vielleicht das beste Spiel, das wir gegen einen Topgegner bisher absolviert haben. Unsere Fans haben heute noch einmal alles getoppt, es macht riesigen Spaß, vor so einer Kulisse zu spielen. Wir konnten uns auf dem Feld nur noch mit Zeichen verständigen, so laut war es. Vielen Dank an unsere Fans für diese Wahnsinns-Support, ihr seid herausragend“.
Kangaroos Geschäftsführer Andreas Moser: „Kaum zu glauben, da verlieren wir in Coburg in letzter Sekunde 89:91 und gewinnen heute in einem ähnlichen Match 92:88. Es war ein unglaublicher Abend zweier herausragender Teams. Kompliment auch an Coburg, die hier sehr sympathisch und fair aufgetreten sind, ein Teil des Applauses der Fans gebührt auch ihnen“.
Man of the Match: Lucas Mayer
In den Statistiken waren Mayer, Stjepan Topalovic und Teathloach Pal bei den Effizienzwerten gleich auf. Die Trophäe sicherte sich dann doch Lucas Mayer Dank seines überzeugenden Auftrittes in den letzten drei Minuten. 26 Punkte, sieben Assists, sechs Rebounds, eine beeindruckende Bilanz. Ein jugendlicher Fan, der als Geschenk zu seinem 10. Geburtstag mit dem Team einlaufen durfte, bewies hier schon vor der Partie ein gutes Gespür, denn er wählte den 23-jährigen BG-Guard als seinen persönlichen Einlaufpartner aus.