Die BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen hat am Samstag das letzte Heimspiel der Saison in der BARMER 2. Basketball Bundesliga gegen die White Wings Hanau mit 92:79 für sich entschieden. Es war der fünfte Sieg aus den letzten sechs Saisonspielen für die Kangaroos. Da allerdings Ehingen im Parallelspiel mit 74:71 gegen die Fraport Skyliners Juniors, die ohne ihre BBL-Spieler angetreten waren, gewann, verpassten die mit Ehingen in der Tabelle punktgleichen Leitershofer am Ende den Sprung in die Play-Offs hauchdünn aufgrund des schlechteren direkten Vergleichs.
Bevor die 944 Zuschauer aber am Samstagabend in der Stadtberger Sporthalle Platz nehmen konnten, war dem eigentlichen Match ein längerer Krimi vorausgegangen. Der Gegner aus Hanau hatte bekanntermaßen Anfang März Insolvenz angemeldet. Am letzten Dienstag wurde den White Wings dann wegen Lizenzverstößen zunächst sechs Punkte abgezogen, am Karfreitag um 16 Uhr von der Liga dann final die gesamte Lizenz entzogen. Verbunden mit der Entscheidung, dass Hanau aus der Liga absteigen muss. Der Zeitpunkt für diese Veröffentlichung war denkbar schlecht gewählt. Die Hanauer Spieler gingen offensichtlich am Freitagmorgen noch davon aus, dass es im Rahmen einer geregelten Insolvenz weitergehen könne, hatten deshalb auch die letzten Spiele ja bestritten. Aufgrund des neuen Beschlusses wären sie dann aber nur noch bis zum Ende der Widerspruchsfrist von 7 Tagen in der Liga spielberechtigt. Das Ligabüro teilte am späten Freitagnachmittag den Kangaroos mit, dass Hanau daher am Samstag auf jeden Fall anreisen werde. Da hatte man in Stadtbergen aber schon längst Kontakt nach Hessen mit der Aussage, dass die Spieler nicht mehr auflaufen werden, es keinerlei Verantwortlichen mehr im Verein gebe, der Insolvenzantrag mangels Masse abgelehnt sei und auch kein Transportmittel am Samstag zur Verfügung stehen würde. Parallel hatte das Basketballmagazin BIG diese Information auch schon online verbreitet. Dies hätte maximal schlechte Folgen für die Kangaroos gehabt, weil die Einnahmen aus der Partie natürlich komplett weggefallen wären. Die Annahme, dass man dann im Gegenzug als Nachrücker ein Play-Off Spiel hätte erhalten, zerschlug sich bei Lektüre der Statuten. Denn in solch einem Fall sieht das Lizenzstatut der Liga keinen Nachrücker vor, Hanau bleibt Zweiter der Tabelle und der Gegner aus der Nord-Gruppe in der ersten Runde erhält ein Freilos. Eine Play-Off Runde mit Freilos, das dürfte Sportart übergreifend fast schon einmalig sein. Den ganzen Freitagabend ging es nun zwischen der BG und den Hanauern hin und her, Kangaroos Geschäftsführer Andreas Moser und Sportchef Stefan Goschenhofer versuchten alles, die Hanauer von einer Anreise zu überzeugen, boten sogar die Übernahme der Fahrtkosten an. Moser schaffte mitten in der Nacht, den Interimsgeschäftsführer und Gesellschafter der dortigen Spielbetriebs-GmbH, Axel Ebbecke, in den USA aufzutreiben. Wenn auch ohne konkrete Ergebnisse, außer ein paar netter Worte von diesem, der am ganzen Sumpf des Hanauer Basketballs örtlicher Medien in Hanau zur Folge offensichtlich nicht ganz unbeteiligt ist. Nach weiterem hin und her kam dann am Samstag um 13.30 Uhr die erlösende Nachricht, dass das Team aus Hanau nun auf dem Weg nach Stadtbergen sei. Im Vergleich zu ihrem Club hatten die Spieler der White WIngs Charakter bewiesen und wollten die Hauptrunde offensichtlich aus eigenem Antrieb sauber zu Ende spielen.
Die Geschichte des Spiels: Von Beginn an entwickelte sich ein munteres Match, meist mit leichten
Vorteilen für die Stadtberger. Die BG entschied das erste Viertel mit 26:22 für sich. Die Gäste ließen sich aber nicht abschütteln, bis zur Halbzeit war man beim Spielstand von 43:47 noch in Reichweite. Nach der Halbzeit kam dann die beste Phase der Kangaroos. Angetrieben von den überragenden Lucas Mayer und Teathloach Pal baute man den Vorsprung Punkt um Punkt aus, beim Stande von 68:49 war bereits eine kleine Vorentscheidung gefallen. Die Fans waren wie immer nicht nur extrem lautstark, sondern auch restlos begeistert. Die bis dato auswärts ungeschlagenen Hessen haben im bisherigen Saisonverlauf aber auch oftmals schon Spiele im Schlussviertel gewendet. Demzufolge gaben sie auch nicht auf und kamen zwei Minuten vor dem Ende auf 77:84 heran. Jannik Westermeir behielt aber die Ruhe und verwandelte im Gegenzug einen Dreier, damit war der Deckel der Partie an diesem Abend geschlossen. Schöne Randnotiz: Der lange verletzte Marco Hack Vazquez erzielte auch noch seinen ersten Saisonpunkt und wurde von den Fans begeistert gefeiert. Nach dem Schlusspfiff kam nochmals Hoffnung in der noch gut gefüllten Halle auf, Frankfurt hatte in Ehingen kurz vor dem Ende zum 71:71 ausgeglichen. Die Anzahl der Happy Ends für die Leitershofer war aber dann offensichtlich aufgebraucht, Ehingen drehte das Spiel noch mit dem letzten Angriff. Die Fans der Kangaroos verabschiedeten das Team, aber auch die Gästemannschaft, mit frenetischem Applaus. Und auch wenn Mannschaft und Zuschauer aktuell sicher in bester Verfassung für eine Play-Off Runde gewesen wären, herrschte allgemeine Zufriedenheit über eine Saison, die sicher weit besser gelaufen ist, als der Aufsteiger das letzten Sommer hätte erwarten dürfen.
BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen:
Marco Hack Vazquez (1), Mario Hack Vazquez (11), Pal (21), Topalovic (12), Mayer (28), Londene (2), Kaufeld, Westermeir (11), Martin (6), Tomic.
Beste Werfer Hanau:
Walz (17), Urbansky (16), Hecker (12), Kuku (12).
Stimmen zum Spiel:
BG-Headcoach Emanuel Richter: „Kompliment an meine Mannschaft, es war heute nochmals eine großartige Leistung. Gerne hätten wir noch allein wegen der Fans weitergemacht, aber insgesamt können wir mit dem Erreichten zufrieden sein und haben uns für die nächste Saison Steigerungspotential offengelassen.“
BG-Co-Trainer Martin Jankov: „Mit 14 Dreiern hatten wir eine klasse Quote von außen und auch ansonsten gibt es heute wenig zu kritisieren. Die Mannschaft, aus der Lucas und T-Pal herausgeragt haben, ist wieder sehr geschlossen auftreten und hat die letzten Wochen tollen Sport geboten“.
BG-Generalmanager und Sportpsychologe Wayne Chico Pittman: „Vielen Dank an die Hanauer Spieler und Trainer. Sie konnten am wenigsten dafür, was der Verein angerichtet hat, es zeugt von Stärke, Persönlichkeit und Charakter, in dieser Situation hier anzureisen und so fair und sympathisch aufzutreten. Die Jungs können einem wirklich leidtun. Wir wissen jetzt, wie gut unser Konzept ist, in welchem der PRO B Betrieb der GmbH und der Hauptverein eng verzahnt sind, da kann so etwas gar nicht passieren.“
Kangaroos Geschäftsführer Andreas Moser: „Glückwunsch an unsere Freunde in Ehingen, sie haben den Play-Off Platz verdient, mussten zuletzt lange ohne ihren US-Amerikaner spielen. Die Liga hat jetzt 24 Spiele Verantwortung von uns eingefordert, die wir als Aufsteiger glaube ich mehr als gut erfüllt haben. Selbst sind wir enttäuscht von der Liga, wie das gestern und heute abgelaufen ist. Es war ihnen offensichtlich vollkommen egal, ob wir dieses Heimspiel haben, das ja nicht nur mit wichtigen Einnahmen verbunden war, sondern für das ja jede Menge Vorbereitungen getroffen waren. Da kam seitens der Liga keinerlei Unterstützung, offensichtlich ist Verantwortung eine Einbahnstraße, man hat uns mit der Situation alleine gelassen. Aber es ist wie es ist, wir sind erleichtert, dass wir spielen konnten und einen guten Abschied hatten, danke nochmals an die Hanauer Spieler und Trainer auch von mir. Ich möchte die Saison nicht beenden, ohne nochmals hervorzuheben: Unsere tolle Mannschaft und das Trainerteam, unsere unglaublichen Helfer und Macher im Hintergrund und vor allem unsere Fans. Gäbe es ein Fan-Play-Off, wäre das Finale bereits jetzt entscheiden“.
Man of the Match: Lucas Mayer
Der BG-Point Guard präsentierte sich erneut in bestechender Form, 28 Punkte, 8 Assists und 6 Rebounds entsprach einem Effizienzwert von 32, gleichauf mit Teathloach Pal, dem anderen Hauptprotagonisten. Fast schon schade, dass die Saison jetzt für Mayer beendet ist. Man darf den Kangaroos wünschen, dass sie den absoluten Publikumsliebling für eine weitere Saison in der Stadtberger Sporthalle begeistern können.