Spieltagsinterview

Spieltagsinterview

Unser sechstes Spieltagsinterview haben wir in einem mehr als unterhaltsamen Gespräch mit Adnan Badnjevic geführt. Der 48-jährige aktuelle Coach unserer dritten Herrenmannschaft powered by BBA ist nicht nur ein Urgestein bei den Kangaroos, sondern mit vielen Funktionen auch ein Gesicht des Vereines. Ein mehr als lohnenswertes Interview.

JUMP: Hallo Ado, danke dass Du uns für das Spieltagsinterview zur Verfügung stehst. Unsere erste Frage lautet fast immer: Welches waren deine bisherigen Basketball­stationen als Spieler?
Ado Badnjevic: (lacht)..Ja, es wurde mal Zeit, dass ich jetzt dran bin. Aber nein, Spaß beiseite, zuerst mal danke für die Chance, dass ich hier Rede und Antwort stehen darf. Ein tolles Format übrigens, Gratulation an Euch, und immer eine tolle Gelegenheit, etwas mehr zu erfahren über die Kangaroos Familie. Also meine „Karriere“ begann Ende der 80er Jahre in meiner Heimatstadt Prijedor, das liegt in Bosnien und Herzegowina, bei OKK Mrakovica. Danach folgten Stationen beim TSV Gersthofen, TSV Schwaben Augsburg, eben unseren Kangaroos und zuletzt beim TSV Nördlingen.

JUMP: Und demzufolge, welche Trainerstationen hast Dubereits besetzt?
Ado Badnjevic:
Da sind tatsächlich gewisse Parallelen zu meiner aktiven Zeit. Ich absolvierte vor langer Zeit meine Trainerscheine und war da schon als Damencoach beim TSV Gersthofen tätig. Eine besondere Zeit, weil Gersthofen eben auch einen besonderen Platz in meinem Basketball Herzen hat. Danach folgten verschiedene Herrenteams von Schwaben Augsburg, Kangaroos und zuletzt bei der baramundi Basketball Akademie.

JUMP: Aktuell betreust Du unsere dritte Herrenmannschaft powered by BBA. Erklär uns doch einmal das Konzept hinter diesem Team?
Ado Badnjevic: Mein bzw. unser großer Traum ist seit Jahren, eine NBBL-Mannschaft zu gründen. Das ist inzwischen aber eher das Reich der BBL-Teams, kleine Vereine sind da nicht erwünscht, demzufolge sind die Zugangshürden sehr hoch. Wir haben das so gelöst, dass unsere H3 jetzt quasi die NBBL Mannschaft ist. Ohne eine genaue Altersgrenze versuchen wir die besten Nachwuchsspieler im Alter zwischen 15 und 20 Jahren aus ganz Schwaben in eine Mannschaft zu bringen. Sie sollen in ihrer Altersgruppe bzw. in ihrem Stammverein weiterhin trainieren. Momentan wird das Angebot von den anderen Clubs nicht so wahrgenommen, deshalb spielen aktuell bis auf eine Ausnahme nur unsere eigenen Jungs. Schade, wie ich finde, denn von zusätzlich ausgebildeten Spielern profitieren die Vereine auch selbst.

JUMP: Am Wochenende hattet ihr einen spektakulären Auftritt in Gersthofen. Erläutere uns doch mal, was da passiert ist?
Ado Badnjevic: Boah. Wir waren in der 26. Minute noch mit 25 Punkten im Rückstand. Und am Ende haben wir doch noch gewonnen. Eine tolle Leistung der Jungs, die sich jede Woche mehr an den Herrenbasketball gewöhnen.

JUMP: Du erwähnst den Herrenbasketball. Die Mannschaft spielt in der Bezirksoberliga, der höchsten schwäbischen Liga. Wie bewertest Du diese Liga, wer sind da die Gegner, ist es eine gute Plattform für die von Dir genannten jungen Spieler, in diesem Herrenbasketball Fuß zu fassen?
Ado Badnjevic: Die Liga ist gut organisiert. Es gibt Teams, die gute Arbeit leisten, aber in einer perfekten Welt würde ich so eine Mannschaft wie die Unsere lieber in der Regio 2 sehen. Das bedeutet nicht, dass ich die BOL unterschätze oder deren Teams, aber für die noch bessere Entwicklung der Spieler bräuchte es mehr solcher jungen Teams in einer Liga.

JUMP: Dann sind wir schon beim Thema Jugend. Was muss ein junger Spieler mitbringen, damit er über Dein Team den nächsten Schritt in seiner Entwicklung realisiert?
Ado Badnjevic: Puuuh, gute Frage. Also zuerst müssen sie es wollen, aus ganzem Herzen. Spaß am Basketball und am Sport an sich haben. Danach müssen sie bereit sein, vier bis fünf Mal in der Woche zu trainieren. Im Training muss der „effort“, also das Bemühen stimmen, das geht immer vor der Performance, und last but not least, bei den Spielen muss auch was Zählbares rauskommen.

JUMP: Bist Du einerseits zufrieden mit dem Ausbildungsstand, den die Spieler, die zu Dir kommen, haben und andererseits mit den Chancen, die sie anschließend in der Regio oder PRO B erhalten?
Ado Badnjevic: Ja, ich bin inzwischen wieder zufrieden. Wir hatten eine Lücke bei zwei, drei Jahrgängen, aber inzwischen stehen wieder einige sehr interessante Jungs mit Perspektive bei mir in der Halle.

JUMP: In Deutschland gewinnen immer mehr die Ausbildungszentren der BBL-Clubs an Bedeutung, während der Basketball in der Breite die weißen Flecken nicht schließen kann. Wie beurteilst Du die Lage hier, was kann der Weltmeistertitel bewirken?
Ado Badnjevic: Also erst einmal: Wir sind f… Basketball Weltmeister! Unglaublich! Die Mitgliederzahlen steigen – wir mussten zuletzt Kinder ablehnen, weil wir keine Hallenzeiten mehr haben. Das ist eher das Problem. Wir müssen aber sicherlich in der Breite, also auf dem flachen Land mehr Werbung für die schönste Sportart der Welt machen, damit der Staat, die Städte und Gemeinden uns die Aufmerksamkeit geben, die wir verdient haben. Ich könnte hier länger weiter ausführen, aber Sachen wir Integration, soziale Kompetenz usw machen wir schon lange ohne dafür Millionen von Geldern zu verschlucken wie andere Sportarten.

JUMP: Kommen wir zu einem anderen Thema, Du bist ja als Experte im Livestream der PRO B bekannt wie ein bunter Hund. Wie kamst Du zu diesem Job, macht es Dir Spaß?
Ado Badnjevic: In Zeiten von Corona und mit dem Blick Richtung PRO B hat man sich entschieden die Spiele zu streamen und eigentlich war jemand anders vorgesehen für die Stelle, ..(lacht).. aber zum Glück hat dieser Kerl sich nicht getraut und hat mich vorgeschlagen. Danke T.N.! Und es kam das beste aus beiden Welten zusammen. Ich rede sehr gerne und am liebsten über Basketball – also liebe ich diesen „Job“. Auf die Angebote von DAZN oder SKY warte ich aber bisher vergebens (lacht).

JUMP: Erzähle mal, wie bereitet man sich auf ein Spiel vor? Passieren während der Übertragung überraschende Dinge, und wenn ja, wie reagiert man denn da?
Ado Badnjevic: Im Vorfeld bespreche ich mich mit dem Reporter und absoluten Profi in seiner Branche, Lukas von Hoyer. Wir holen uns Insider Wissen aus unseren Quellen, studieren die Stats und versuchen die Stimmung in der Halle aufzusaugen. Also sportlich kann uns beide kaum etwas überraschen oder wir tun zumindest cool…(lacht)… und was die Technik angeht haben wir mit Filipoi Films echte Profis hinter uns bzw. neben uns.

JUMP: Du hast ja verschiedene Moderatoren an Deiner Seite. Den Fans, die während der Übertragung digital kommentieren, ist aufgefallen, dass Du mit Robert als Partner deutlich niedriger Redeanteile hast, dass Deine Expertise basketballspezifisch herausragend ist, Du bei bestimmten Schiedsrichterentscheidungen aber auch die ein oder andere Regellücke hast, letzteres war jetzt natürlich Spaß. Wie nimmst Du Dich selbst wahr?
Ado Badnjevic: Robert, mein alter Weggefährte und Trainerkollege ist schwer zu überbieten – in Sachen Fachwissen. Allerdings muss ich euch die Stelle des Experten etwas erklären: man spricht nur, wenn man um seine Meinungen gefragt wird… (lacht). Was das Regelwerk angeht, gebe ich zu, ich traue mir zu, eine Euroleague Mannschaft zu coachen, aber kein Kreisliga Spiel zu pfeifen. Aber Spaß bei Seite, Schiedsrichter und ihre Entscheidungen wären ein extra Interview wert.

JUMP: Traut man sich, in diesem hauseigenen Stream auch mal Trainer oder Mannschaft zu kritisieren oder ist das dann eher doof, wenn man anschließend mit den Jungs noch im Foyer steht?
Ado Badnjevic: Nun, manchmal spüre ich den einen oder anderen bösen Blick und es gab auch Gespräche in dieser Richtung, aber ich bin fest davon überzeugt dass alle wissen: es geht beim meiner „Kritik“ immer um die Sache und nicht um die Person bzw. Charakter oder Persönlichkeit.

JUMP: Wie bewertest Du die PROB, sowohl unser Team als auch die Gegner?
Ado Badnjevic:
Ich sehe die Liga was die Qualität der Spiele, Orga und Spieler angeht auf einem guten Niveau. Unsere Mannschaft ist jung und wäre vor ein paar Jahren als Nachwuchstruppe durchgegangen. Da muss man up and downs hinnehmen können, geduldig bleiben und hoffen, dass die Spieler sich länger an die Mannschaft binden lassen. Ich bin großer Fan von jungen Mannschaften auf dem Niveau und freue mich immer Teams wie Bayern, Ludwigsburg oder Ulm bei uns zu sehen.

JUMP: Bleiben wir in der Liga, stimmt es eigentlich, dass der Coach von Oberhaching, Mario Matic, Dein Trauzeuge ist? Wie kam denn Mario zu dieser Ehre? Kommuniziert ihr dann oft über Basketball oder hat man da andere Themen, Mario gilt ja auch als Basketballverrückter?
Ado Badnjevic: Das stimmt leider nicht ganz, aber es ist sehr nah dran. Details wären zu privat..(lacht). Mario ist der größte Basketballfanatiker nach mir und ein sehr enger Freund seit Jahren. Über welche Basketball Inhalte wir kommunizieren und wie oft darf ich leider nicht verraten. Die Plays von Richie sind aber tabu!

JUMP: Mal ganz privat, Dein Wochenende beginnt mit Basketball, dann geht es mit Basketball weiter, und nach einer weiteren Runde Basketball kommt dann wieder Basketball und nach dem Basketball noch eine letzte Runde Basketball. Wie sieht denn so ein typisches Wochenende aus? Deine beiden Kinder jagen auch intensiv dem orangen Ball nach, in welchen Teams eigentlich?
Ado Badnjevic: Erstmal, unter der Woche ist auch einiges an Basketball. Bitte aber nicht meinem Arbeitgeber verraten.. (lacht erneut). Anmerkung der Redaktion: Ist durchaus bekannt…Also, am Wochenende stehe ich bewusst ganz früh auf um bei einem oder zwei Espressi die Ruhe zu genießen. Das ist mein Miniurlaub. Danach muss ich meistens meinen Sohn Dino zum Spiel einer seiner drei Teams bringen (U12 BOL, U14-2 BOL und zuletzt sogar bei bba U14 in der Landesliga). Natürlich alle für die Kangaroos und bisher ohne Agentenvertrag bei Wayne Chico Pittman. Oder aber ich begleite meine Tochter Lejla zu einem ihrer Spiele für Jahn München (WNBL, Bayernliga Damen und U16/U18). Seit dieser Saison hat sie sich entschieden eine neue Herausforderung in diesem Programm zu suchen, weil auch zuletzt durch sehr unglückliche Umstände das Angebot für die Mädchen in Augsburg überschaubar wurde. Was ich sehr schade finde! Oft habe ich dann selbst ein Spiel zu coachen und eile danach zum Stream nach Stadtbergen. Der Tag endet meistens beim Hasen Bräu Kellerbier in der Halle. Am Sonntag das Ganze von vorne – dann schaue ich öfters auch Spiele anderer Kangaroos Teams an oder bin auf der Suche nach Talenten. Ansonsten gehe ich gerne einkaufen und koche auch leidenschaftlich. BTW, die Leidenschaft: So ein Leben wäre nicht denkbar ohne meine Frau Denisa und ihre Unterstützung. Sie hält mir den Rücken frei und verzichtet oft auf vieles, um unseren Kindern und mir die Chance zu ermöglichen, unseren Träumen hinterher zu jagen. Und dafür liebe ich sie noch mehr als ich sowieso tue. Inzwischen ist sie auch ein wenig Basketball verrückt 🙂

JUMP: Und last but not least, gibt es eine Frage, welche Du schon immer einmal gerne beantwortet hättest
Ado Badnjevic: Die habe ich und lautet, schaffen wir es eines Tages BBL zu spielen? Ja, Deutscher Meister werden wir – niemals, wie Sie beim AEV singen.

Ado, vielen Dank, das war sehr lustig und lang, hoffentlich reicht der vorgesehene Platz aus. Dir weiterhin viel Glück beim Spiel, Stream und natürlich in der Liebe.